Kredit umschulden und fortan sparen: Wie funktioniert solch eine Umschuldung?

Bei der Umschuldung wird ein bestehender Kredit durch ein neues Darlehen ersetzt, das bessere Zinssätze als der alte Kreditvertrag mitbringt und somit aus Sicht des Kreditnehmers die fortan zu erwartenden Kreditkosten reduziert. In der Unternehmenswelt sind derartige Kreditablösungen ein alltäglich stattfindender Prozess, aber auch Privatpersonen können nach einer erfolgreichen Umschuldung potenziell viel Geld sparen.

Was bedeutet es den Kredit umzuschulden – und welches Ziel geht dem voraus?

Die Umschuldung eines Kredits ist nicht mit der Tilgung zu verwechseln, auch wenn Gemeinsamkeiten dahingehend bestehen. Bei einer vorzeitigen Tilgung werden eigene Mittel eingesetzt, um die Kreditsumme vollständig zurückzuzahlen. Der Kreditnehmer ist in der Folge also kein Kreditnehmer mehr, da sein Kredit komplett durch ihn selbst und sein eigenes Geld getilgt wurde.

Bei einer Umschuldung wird ein bestehender Kredit zwar ebenfalls vorzeitig zurückgezahlt, die jeweilige Person bleibt aber Kreditnehmer, da die Rückzahlung nicht aus eigenen Mitteln, sondern neu geliehenem Geld erfolgt. Was sich dadurch ändert ist die Partei (Bank), der der Kreditnehmer nun Geld schuldet. Hinsichtlich der schuldbaren Summe treten für gewöhnlich ebenfalls keine oder nur sehr minimale Veränderungen auf, da der Kreditnehmer seinen neuen Kredit exakt in der Höhe aufnehmen wird, in der sich die Restschuld beim noch laufenden Darlehen beziffert.

Die Zielsetzung bei einem Umschuldungsprozess ist individuell. Typischerweise gehen der Umschuldung aber drei Ziele voraus, wovon mindestens eines erreicht werden sollte, damit sich die Umschuldung tatsächlich lohnt. Das sind:

  • der neue Kredit besitzt einen geringeren Zinssatz und verursacht daher geringere laufende Kosten
  • der neue Kredit charakterisiert sich durch flexiblere Konditionen und Vertragsbedingungen, die besser zur Situation des Kreditnehmers passen
  • der neue Kredit soll mehrere einzelne, bereits bestehende Kredite ablösen und die Schuld damit übersichtlicher bündeln

Sofern korrekt und mit Köpfchen umgeschuldet wird, wird sich die Schuldnersituation des Kreditnehmers also ganzheitlich verbessern. Im Gegenzug macht es natürlich keinerlei Sinn einen Kredit aufzunehmen und damit einen bestehenden Kredit umzuschulden, wenn der neue Kreditvertrag schlechtere Konditionen als der alte Vertrag hat.

Bei der Entscheidungsfindung sind auch einige, sich hartnäckig haltende Kredit-Mythen zu berücksichtigen. Diese sind in der nachfolgenden Infografik zu Kredit-Mythen übersichtlich aufgeführt.

 

Welche Kredite lassen sich umschulden?

Generell gesprochen lässt sich eine Vielzahl von Krediten und so ziemlich jeder Konsumentenkredit umschulden. Letztlich entscheiden über diese Möglichkeit, ebenso wie die dadurch entstandenen Kosten, aber die individuellen Vertragsbedingungen. Wer sich näher mit einer Umschuldung beschäftigt und diese in Erwägung zieht, sollte also die Verträge von allen abzulösenden Krediten heraussuchen und sich über Vorgaben und Konditionen dahingehend informieren.

Kreditnehmer könnten beispielsweise diese Kredite ablösen und umschulden:

  • Auto- und Baufinanzierungen
  • klassische verwendungsfreie Konsumkredite
  • Dispokredite

Zwischen diesen zeigen sich teils erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Vorteile und möglicher Einschränkungen. Eine Baufinanzierung charakterisiert zumeist eine lange Laufzeit, gepaart mit einer hohen Kreditsumme. Diese durch günstigere Darlehen abzulösen ist nur dann empfehlenswert, wenn dafür keine hohen Unkosten entstehen. Insbesondere Konditionen zur Vorfälligkeitsentschädigung sind zu berücksichtigen. Das sind zusätzliche Kosten, die die Bank erhebt, wenn ein Kredit vorzeitig getilgt wird und ihr dadurch Zinseinnahmen entgehen.

Tipp bezüglich Baufinanzierungen: Bei Darlehen mit einer Zinsbindung von mehr als zehn Jahren lässt sich der Kredit stets kostengünstig nach Ablauf dieser zehn Jahre kündigen, da die Bank dann durch die Gesetzgebung keinen Anspruch auf eine Vorfälligkeitsentschädigung hat. Wer sich durch ein neues Darlehen bessere Konditionen sichert, wird auf diese Weise also netto immer sparen.

Besonders lohnenswert ist eine Umschuldung, wenn der neue Kredit einen Dispokredit ablöst. Selbige sind ausgesprochen teuer und haben nicht selten den vier- oder fünffachen Zinssatz, den man alternativ bei einem beantragten, verwendungsfreien Ratenkredit erwarten dürfte. Deshalb werden Dispokredite, sofern sie nicht zeitnah getilgt oder umgeschuldet werden, für viele Menschen zu einer echten Schuldenfalle. Am besten ist immer, einen Dispokredit gar nicht erst zu beanspruchen – dabei kann ein ausreichend großer Notgroschen helfen.

Gesetzliche Regelungen zur Vorfälligkeitsentschädigung

Wer plant umzuschulden, sollte die Vorgaben des Gesetzgebers kennen, an die sich Banken uneingeschränkt halten müssen. Für Baufinanzierungen und Immobilienkredite existieren Obergrenzen, bei klassischen Ratenkrediten darf die Bank eine prozentuale Entschädigung verlangen.

Für Kredite, die nach dem 10. Juli 2010 beantragt und aufgenommen wurden, darf eine Bank lediglich 1 % Kosten für die Vorfälligkeitsentschädigung erheben, wenn noch 13 oder mehr Monatsraten zu leisten sind. Sofern 12 Monatsraten oder weniger ausstehen, darf sie lediglich 0,5 % der aktuellen Restschuld in Rechnung stellen.

Zu beachten ist, dass diese Regelungen für Verbraucherkredite gelten und Unternehmenskredite diesem Schutzmechanismus nicht unterliegen.

Wie ist bei einer geplanten Umschuldung vorzugehen?

Erinnern wir uns an die eingangs dargestellten Ziele: Sie sollten vorab immer wissen, was genau Sie mit der Umschuldung bezwecken und wie sich Ihre Situation dadurch verbessert. Die Zielfindung markiert also den ersten nötigen Schritt.

Nun müssen sich Kreditnehmer einen Überblick über die Ist-Situation verschaffen. Allen voran die verbleibende Laufzeit sowie Restschuld des laufenden Kredits (oder mehrerer Darlehen) gehören ermittelt. Die aufaddierte Restschuld zeigt auf, in welcher Höhe ein neuer Kredit beantragt werden muss, damit dieser alte Darlehen wie gewünscht komplett ablöst.

Sobald diese Informationen vorliegen, sollten Kreditnehmer umfassend den Markt sondieren. Umschuldungen kommen nicht nur über die eigene Hausbank in Frage, der Kreditnehmer ist in der Wahl des Kreditgebers völlig frei. Nun greift eine einfache Faustregel: Je höher die Differenz zwischen dem Zins des alten Kredits zum neu aufgenommen Kredit, umso höher auch die fortan erzielte Ersparnis. Wer Kreditangebote vergleicht und sich möglichst attraktive Konditionen sichert, kann den positiven Effekt einer Umschuldung also maximieren.

Sobald ein geeignetes Kreditangebot gefunden, beantragt und genehmigt wurde, wird das anschließend ausgezahlte Kapital genutzt, um die Restschuld des Kredits beziehungsweise mehrere Darlehen inklusive eventuell fälliger Kosten für die Vorfälligkeitsentschädigung zu begleichen.

Tipps zur Vorgehensweise bei der Umschuldung

Abseits der bereits genannten Hilfestellungen, sollten angehende Neu-Kreditnehmer (durch die Umschuldung) diese Tipps berücksichtigen:

  • bei der Beantragung des neuen Kredits als Verwendungszweck „Umschuldung“ angeben, damit die kreditgebende Bank weiß, dass Sie keine völlig neuen Schulden aufnehmen, sondern bestehende Schulden ablösen möchten
  • laufende Kredite erst kündigen, wenn die neue Finanzierung/Umschuldung bereits gesichert ist
  • beim Vergleich am effektiven Jahreszinssatz orientieren

Wer mehrere laufende Kredite hat, sollte in Erwägung ziehen diese durch eine Umschuldung gebündelt abzulösen. Die Schufa bewertet es beispielsweise als vorteilhaft, wenn jemand nur einen Kredit, statt mitunter fünf verschiedene Kredite bedient – selbst wenn der eine Kredit einfach nur die Summe aus den fünf Krediten ist. So lässt sich durch die Umschuldung sogar die Bonität verbessern.

Korrekt geplant ist die Umschuldung ein starkes Mittel, um Kreditkosten zu reduzieren

Umschuldungen sind bei Unternehmen nicht grundlos gang und gäbe: Sie erlauben, korrekt umgesetzt, nicht nur eine effektive Ersparnis, sondern können auch für mehr Übersicht und Flexibilität sorgen. Speziell Dispokredite mit hohen Zinssätzen sollten zeitnah umgeschuldet werden.

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